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Unterschiede zu anderen Erkrankungen
Pseudokrupp zeigt sich in 85 % der Fälle in einer milden Form. Erkrankungen wie Kehldeckelentzündung, Diphtherie und Keuchhusten können lebensbedrohlich verlaufen.
Pseudokrupp

Unterschiede zu anderen Erkrankungen

Zusammenfassung:

  • Bei jungen Patienten sind bestimmte Atemwegserkrankungen bekannt, die dem Pseudokrupp ähneln, aber weit gravierender sind: Kehlkopfentzündung, Diptherie oder Keuchhusten.
  • Im Gegensatz zu Pseudokrupp beginnt eine Kehlkopfentzündung plötzlich und meist ohne vorherige Erkältungssymptome. Sie geht mit hohem Fieber einher, das Kind wirkt schwach und teilweise apathisch. 
  • Diphtherie und Pseudokrupp vereint der bellend klingende Krupphusten. Anders als bei Pseudokrupp geht der Diphtherie grundsätzlich keine Erkältung voraus. 
  • Keuchhusten verläuft hingegen anfangs ähnlich wie bei Pseudokrupp. Das Kind zeigt bekannte Erkältungssymptome. Der Unterschied ist, dass der Husten sich zu einem krampfartigen Husten mit keuchendem Atmen entwickelt. 
  • Erkennen Sie Anzeichen für eine der genannten Atemwegserkrankungen, kontaktieren Sie unverzüglich einen Arzt. 

Junge Patienten bis zum Vorschulalter sind überdurchschnittlich häufig von Erkältungskrankheiten betroffen. Etwa 15 Prozent leiden in diesem Alter mindestens einmal unter Pseudokrupp. Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und leichtes Fieber kommen bei Kindern bis ins Grundschulalter häufig mehr als einmal im Jahr vor. In der Regel besteht bei leichten Erkältungen kein Grund zur Sorge und auch der Pseudokrupp zeigt sich in 85 Prozent der Fälle in einer milden Form, die sich meist gut behandeln lässt. Allerdings sind für diese Altersklasse sehr junger Patienten auch bestimmte Atemwegserkrankungen bekannt, die auf den ersten Blick dem Pseudokrupp ähneln, aber weit gravierender sind.

Kehldeckelentzündung

Die Kehldeckelentzündung, medizinisch Epiglottitis, ist eine solche gravierende Erkrankung. Heutzutage ist Epiglottitis kaum noch bekannt, weil sie dank flächendeckender Impfung (HiB-Impfung) nur noch sehr selten vorkommt. Eine Kehldeckelentzündung betrifft meist Kinder zwischen zwei und sechs Jahren.

Epiglottitis ist eine Entzündung des Kehldeckels, die durch Bakterien, meist das Bakterium Haemophilus influenza Typ B, ausgelöst wird. Diese Ursache ist auch ein klarer Unterschied zum Auslöser von Pseudokrupp, der in den meisten Fällen von Viren verursacht wird. Eine Kehldeckelentzündung zeigt sich auch äußerlich anders als ein Pseudokrupp. Während ein Pseudokrupp-Anfall in der Regel aus einer vorhergegangenen Erkältung entsteht, beginnt eine Kehldeckelentzündung plötzlich und meist ohne vorherige Erkältungssymptome. Der Zustand des Kindes verschlechtert sich rapide, häufig binnen weniger Stunden.

Die Entzündung des Kehldeckels geht mit hohem Fieber einher, das Kind wirkt schwach und teilweise apathisch. Weil die Entzündung starke Schmerzen verursacht und die Schleimhäute rund um den Kehldeckel anschwellen, ist das Schlucken kaum mehr möglich, weshalb es zu vermehrtem Speichelfluss kommt. Mit voranschreitender Erkrankung wird die Luftröhre eingeengt, was zu Erstickungsgefahr führen kann. Eine Kehldeckelentzündung ist lebensbedrohlich und ein akuter Notfall.

Diphtherie

Der Pseudokrupp verdankt seinen Namen der englischen Bezeichnung für Diphtherie „croup“. Pseudokrupp und der echte Krupp, die Kehlkopfdiphtherie, haben allerdings nur das eine Symptom gemeinsam, nämlich den bellend klingenden Krupphusten.

Während Pseudokrupp in den meisten Fällen in milder Form verläuft, ist der echte Krupp lebensbedrohlich. Eine Diphtherie wird durch Bakterien verursacht, die sich in den Nasenschleimhäuten ansiedeln (sogenannte Nasendiphtherie, häufig bei Säuglingen), im Rachenraum ausbreiten können (sogenannte Rachendiphtherie) oder sich in ihrem gravierendsten Ausmaß auf dem Kehlkopf ansiedeln.

Zu Beginn der Erkrankung zeigen sich die Symptome der Kehlkopfdiphtherie und des Pseudokrupps ähnlich, nämlich durch einen nächtlichen, bellend klingenden Hustenanfall. Allerdings besteht ein klarer Unterschied darin, dass der Diphtherie grundsätzlich keine Erkältung vorausgeht. Das auslösende Bakterium breitet sich im Rachenraum aus und verursacht Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber. Im Gegensatz zum Pseudokrupp ist das Anschwellen der Schleimhäute im Rachenraum meist auch äußerlich sichtbar. Es zeigt sich ein weiß-gelblicher Belag auf den Mandeln, der einen süßlich-fauligen Geruch verursacht.

Diphtherie kommt in Deutschland verhältnismäßig selten vor, weil seit vielen Jahren eine flächendeckende Grundimmunisierung in Form von Impfungen ab dem zweiten Lebensmonat empfohlen wird. Weil Diphtherie-Bakterien insbesondere in den Ländern der gemäßigten Zone noch immer weit verbreitet sind, ist es grundsätzlich möglich, dass es auch in Deutschland wieder vermehrt zu Diphtherie-Fällen kommen kann. Diphtherie ist gemäß Infektionsschutzgesetz eine meldepflichtige Erkrankung, Patienten müssen unter Quarantäne gestellt werden.

Keuchhusten

Auch der Keuchhusten, medizinisch Pertussis, ist eine gefährliche Infektionskrankheit der Atemwege, die nach Infektionsschutzgesetz meldepflichtig ist. Der Keuchhusten wird ebenso wie die Kehldeckelentzündung und Diphtherie durch spezifische Bakterien ausgelöst. In Deutschland kann gegen diese hoch ansteckenden, übertragenden Erreger geimpft werden.

Die Symptome von Keuchhusten zeigen sich in drei unterschiedlichen Stadien. Insbesondere das erste, das sogenannte erkältungsartige Stadium, medizinisch Stadium catarrhale, verläuft anfänglich ähnlich wie bei Pseudokrupp. Der Patient zeigt bekannte Erkältungssymptome wie Heiserkeit, Schnupfen, leichtes Fieber und Husten. Der Husten beginnt leicht und steigert sich mit Dauer der Erkrankung in regelrechte Krampfanfälle, die auch tagsüber auftreten. Diese Steigerung erfolgt binnen ein bis zwei Wochen und mündet in Phase 2, das Anfallsstadium, welches sich durch starke Hustenanfälle mit keuchendem Einatmen zeigt. Spätestens dieser krampfartige Husten mit keuchendem Atmen ist ein Anzeichen dafür, dass es sich nicht um Pseudokrupp handelt und es sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Das zweite Stadium kann insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Unbehandelt kann es zu Atemstillständen, einer Lungenentzündung oder einer Entzündung des Gehirns kommen. Keuchhusten ist eine langwierige Erkrankung. Auch mit geeigneter Behandlung in Form von Antibiotika tritt die dritte, die Erholungsphase, meist erst nach rund sechs Wochen ein. Die vollständige Heilung dauert häufig bis zu zehn Wochen.

Sabrina Mandel